Humboldt-Universität zu Berlin - Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM)

Hybride europäisch-muslimische Identitätsmodelle (HEYMAT)




Laufzeit: 04/2008–06/2015

Abteilung: Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik


Transkulturelle Identitäten vs. antimuslimische Einstellungen


Diese hybriden – bipolaren, mehr-heimischen, transkulturellen – Identitäten werden als Teil der Lebenswelt westlicher Einwanderungsländer immer selbstverständlicher.

Gleichzeitig sind antimuslimische Einstellungen seit mehr als einem Jahrzehnt gleichbleibend hoch.
 


Bezugssysteme im Selbst


Die Untersuchungsgruppe »Muslime« ist ausgewählt worden, um Hybridität anhand von Bezugssystemen im Selbst zu untersuchen, die nach dem Geltungsanspruch der Mehrheitsgesellschaft als antagonistisch betrachtet werden.

Hybriditätsaushandlungen finden hier also vor einem vermeintlich bipolaren Bezugssystem statt.

Die Erörterung der Frage, was eigentlich Hybridität ausmacht, soll an der Bezugsgruppe »Muslime« vorgenommen werden, da bei diesen Personen, nach der öffentlichen Wahrnehmung, zwei Referenzsysteme miteinander vereinigt werden können, die sich nach Meinung eines großen Teils der europäischen Gesellschaften gegenseitig ausschließen.

Hybridität tritt auf in Situationen kultureller Überschneidung, d.h. teilweise antagonistische Denkinhalte und Logiken aus unterschiedlichen kulturellen, sozialen oder religiösen Lebenswelten werden zu neuen Handlungs- und Denkmustern zusammengesetzt oder ignoriert und neu bewertet.
 


Dynamisches Spiel der Zugehörigkeiten


Es kommt zu einer Infragestellung traditioneller Zugehörigkeitskriterien und einer Delokalisierung von Identität.

Dies erzeugt Reibung und Energie, die sich sowohl in Abgrenzungstendenzen entladen kann, die aber auch zur Erneuerung überkommener gesellschaftlicher Strukturen beitragen kann.

Hybride Identität wird hier im Sinne Edward Saids als variabel, kontextuell und in stetem Wandel verstanden. Es entsteht ein dynamisches Spiel der Zugehörigkeiten in einer komplexen Struktur der Mehr-Heimigkeit.
 


Theoretischer Analyserahmen


Durch eine transdisziplinäre Verknüpfung von Politikwissenschaft mit sozialpsychologischen, religionssoziologischen und kommunikationstheoretischen Ansätzen soll ein theoretischer Analyserahmen erarbeitet werden.

Mit diesem soll der Frage nachgegangen werde, warum viele der hier lebenden Menschen mit muslimischem Migrationshintergrund sich auch nach Jahrzehnten nicht mit Deutschland/Europa als Heimat identifizieren, und wie die Reproduktion von Fremdheit und Othering über Generationen hinweg zu neuen dynamischen Identitätsmodellen führt.

Im Jahr 2013 wurde das Projekt bis 2015 verlängert.
 


Projektteam


• Prof. Dr. Naika Foroutan
• Dipl.-Pol. Damian Ghamlouche
• Dr. Tim Müller
• Pascal Dengler
• Dr. Coskun Canan
• Rafael Sollorz
• Dr. Sina Arnold
• Benjamin Schwarze
 


Weiterführender Link


www.heymat.hu-berlin.de