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Flucht und Antisemitismus: Qualitative Befragung von Expert*innen und Geflüchteten. Erste Hinweise zu Erscheinungsformen von Antisemitismus bei Geflüchteten und mögliche Umgangsstrategien



Auf Anfrage des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus des Bundesministerium des Innern führt das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung eine erste Übersichtsstudie zu Einstellungsmustern unter Geflüchteten in Bezug auf Antisemitismus durch.

Laufzeit: 05/2016–12/2016
Abteilung: Integration, soziale Netzwerke und kulturelle Lebensstile
 


Muslime bei Debatten um Antisemitismus im Fokus


Öffentliche Debatten um Antisemitismus gingen in den letzten Jahren häufig mit einem besonderen Fokus auf die Gruppe der Muslime einher.

Durch die große Anzahl von Geflüchteten, die aus muslimisch geprägten Ländern 2015 nach Deutschland kamen, erhielten diese Debatten eine neue Relevanz.

So wurde immer wieder von einem »importierten« – wahlweise »arabischen«, »islamischen« oder »islamistischen« – Antisemitismus gesprochen.
 


Gefahr der Externalisierung


Diese Betonung birgt zum einen die Gefahr, Antisemitismus zu externalisieren und das beständig hohe Niveau antisemitischer Einstellungen der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu verharmlosen.

Zum anderen ist dieser Fokus häufig mit rassistischen Pauschalisierungen verbunden, in denen »die Muslime« als homogene Gruppe konstruiert werden, die eine Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung – die Demokratie im allgemeinen und die Juden und Jüdinnen in Deutschland im speziellen – darstellen.
 


Fehlende Studien zu antisemitischen Einstellungen bei Geflüchteten


Gleichzeitig ist es in einer postmigrantischen Gesellschaft notwendig, unterschiedliche Motivationslagen und Einflussfaktoren für antisemitische Haltungen zu differenzieren und gegebenenfalls auch religiös oder politisch motivierte Spezifika herauszuarbeiten.

Fundierte empirische Studien zu antisemitischen Einstellungen bei Geflüchteten und zu Inhalten, Motivationen und gegebenenfalls Spezifika und deren Ursachen gibt es jedoch bisher nicht.
 


Interviews mit Geflüchteten aus Syrien, Irak und Afghanistan


Im Zeitraum von Juli bis Dezember 2016 werden ca. 15 Interviews mit geflüchteten Personen aus Syrien, Irak und Afghanistan zu Einstellungsmustern in Bezug auf Politik, Vielfalt und gesellschaftliche Minderheiten mit besonderen Fokus auf  Antisemitismus durchgeführt und ausgewertet.

Darüber hinaus werden ca. 15 Interviews mit Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen, Multiplikator*innen, Mitgliedern jüdischen Gemeinden und Vertreter*innen migrantischer Communities durchgeführt, um Einschätzungen zu Verbreitung, Ausdrucksformen und Ursprüngen sowie Empfehlungen für Umgangsstrategien zu erfragen.
 


Projektbetreuung


• Daniel Bodora
• Dr. Sina Arnold
• Jana König
 


Weiterführende Links


Der gesamte Bericht ist online verfügbar:
Abschlussbericht »Flucht und Antisemitismus«

Weitere Informationen:
Expertisen für den unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus
Gesamtkonzept gegen Antisemitismus gefordert